Qualität schlägt Quantität
Oberschleißheim. Begeisterung pur – das ist die Quintessenz aus dem 7. Kanu- & OutdoorTestival des Bayerischen Kanu-Verbandes (BKV) auf der Regattaanlage Oberschleißheim. Und zwar sowohl bei den Besuchern, den Ausstellern wie auch bei den Veranstaltern mit dem großen Helfer-Team.
Die Zahl Drei bringt es auf den Punkt: Zwar dreimal weniger Aussteller und auch dreimal weniger aktive Besucher (ca. 1.200 am Wochenende) als in den Jahren vor Corona, aber dafür dreimal so viel Qualität und Spaß! Enttäuscht waren – zu Beginn – nur die Organisatoren, die von den Zahlen aus 2019 und davor ausgegangen waren. Aber man muss wohl wirklich in „vor Corona“ und „nach Corona“ trennen …
Die ganz besondere Stimmung dieses Testivals erlebten auch Bürgermeister Markus Böck (Oberschleißheim) und der Münchner Sportamtsleiter Jürgen Sonneck, die mit BKV-Präsident Oliver Bungers die Teilnehmer des Festivals über Lautsprecher begrüßten. Wie geht es mit der Regatta-Anlage weiter? Diese Frage stand hier im Mittelpunkt, und jeder äußerte sich vorsichtig optimistisch. Wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren … Das ist der wunde Punkt, aber auch genau darauf – auf die Notwendigkeit, die große Olympia-Anlage von 1972 zu erhalten und zu sanieren – will der BKV mit der Durchführung seines Testivals an diesem Ort aufmerksam machen.
Immer Helfer parat
Die Besucher waren restlos begeistert von dem, was ihnen hier geboten wurde, und teilten das der großen Helferschar auch mit strahlenden Augen mit. Ebenso glücklich äußerten sich die Aussteller: „Die Qualität der Besucher war besser als früher – wir konnten viele gute Gespräche führen.“ Ihre Anreisen und Mühen hatten sich jedenfalls gelohnt.
Die rund 40 ehrenamtlichen Helfer*innen des BKV waren von Hof, Bamberg, Erlangen, Coburg, Ansbach, Augsburg oder Unterfranken angereist – zwei sogar aus der Schweiz, viele auch aus München, teilweise ganz spontan: „Ich hab‘ gedacht, Ihr könnt sicher noch eine helfende Hand gebrauchen …“ Oh ja, das konnten wir! Denn jede*r sollte ja auch seine ehrlich verdiente Pause haben!
Es war auch für die Helfer*innen ruhiger als früher, keine Fließband-Arbeit. Schon an der Anmeldung war der Andrang nicht so hektisch. Die Haftungserklärungen wurden in Ruhe unterschrieben und die Veranstaltungsbändchen ausgeteilt. An den Bootsstegen hatte jeder Muße für die paddelwilligen Besucher, konnte beraten und – wenn nötig – in die Paddeltechnik einweisen. Auch auf dem Wasser standen immer Helfer*innen in orangefarbenen T-Shirts parat und gewährleisteten Sicherheit.
Event im Event
Gut angenommen wurde wie im letzten Jahr das „betreute Paddeln“. Ein kleines, aber feines Team nahm sich hier die Zeit für eine Eins-zu-Eins-Betreuung, die von den etwas unerfahreneren Paddelgästen sehr geschätzt wurde.
Das Rahmenprogramm des Kanu- & OutdoorTestivals war dieses Jahr erweitert und komplett auf Kanu-/SUP-Sport zugeschnitten.
Der Flohmarkt war für das Organisations-Team ein Experiment. „Mal schauen, was geht“, war die Prämisse. Und wie es ging!!! Das Event im Event wurde zwar noch etwas zögerlich angenommen, aber ruckzuck waren die von Paddlern mitgebrachten Boote, Paddel, Neos etc. verkauft. Der Flohmarkt schreit nach mehr …
Eindrücklich
Nicht ganz so neu waren die Vorführungen im Kanu-Freestyle. Jakob Sax, der mit Profi-Kameras anrückte, hatte seine Schwester Jule, Christoph Alexander Merkel und Nico Lattermann mitgebracht, die mit spritzigen Moves auch das Publikum überzeugten. Wie schon auf der f.re.e hatte Jakob Sax bereits an jedem Abend einen Video-Clip fertig geschnitten: https://www.kanu-outdoor-testival.de/de/Aktuelles (Artikel „Schön war’s). Besser und eindrücklicher kann man die Atmosphäre des Testivals nicht einfangen und den Verlauf der beiden Tage auf den Punkt bringen.
Zum ersten Mal wurde der Marco-Paufler-Memorial-Cup ausgefahren. Es ging natürlich auch um den Sieg, aber noch viel mehr um die Teilnahme zu Ehren des im letzten Jahr viel zu früh verstorbenen Trainers Marco Paufler. (siehe Kasten).
SUP-Polo ist schon seit vielen „Ausgaben“ des Testivals im Programm. Alle 15 Minuten startete im großen Spielfeld ein neues Match, teils mit Anfängern, die kaum auf dem Board stehen konnten, sondern lieber im Knieen spielten. Aber auch Geübte fanden ihren Spaß dabei.
Wichtig ist dem Bayerischen Kanu-Verband das Thema „Umwelt und Gewässer“. Auch wenn die Arbeit in diesem Ressort viel zu oft im „stillen Kämmerlein“ stattfindet – beim Kanu- & OutdoorTestival ist sie präsent. Der WWF Deutschland kombinierte Spiel und Anspruch: Beim Holzklötzebahnspiel ging es darum, ein symbolisches Wehr im Fluss, bestehend aus ca. 14 aufeinander gestapelten Holzklötzen, zu „entfernen“, also umzustoßen. Denn es ist auch ein Ziel sowohl von WWF Deutschland wie auch des BKV: Barrieren aus den Flüssen zu entfernen, um sie wieder frei fließen zu lassen.
Zugunsten von „Sternstunden“
Spaß hatten auch die Teilnehmer an der Bayerischen Meisterschaft im Flatwater Stand-up-Paddling. Über unterschiedliche Distanzen, geradeaus oder um Wendebojen, kämpften sie um Sekt oder Selters. Der Juniorenfahrer Raphael Habiger (Bayerische Einzelpaddler-Vereinigung) siegte mit Tagesbestzeit sowohl im Sprint als auch im Course Race. Er zählt zu den stärksten Nachwuchspaddlern in Deutschland (Details siehe www.kanu-bayern.de/Leistungssport/SUP/Aktuelles).
Last but not least beehrte das Bayerische Fernsehen das Testival und zeichnete über mehrere Stunden das Geschehen am und auf dem Wasser auf. Der Film wird voraussichtlich im Dezember bei der Sternstunden-Gala gezeigt. Die Unterstützung von „Sternstunden“ ist dem BKV schon seit vielen Jahren ein Anliegen. So überreichte BKV-Vizepräsident Georg Beer der Sternstunden-Repräsentantin Anne Kostanda-Grening auch im Rahmen dieses Testivals einen Scheck.
Auch die Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg unterstützt „Sternstunden“. Das Knax-Kinderfest bereichert schon seit 2015 das Kanu- & OutdoorTestival, so auch in diesem Jahr.
Die „Kanu-Familie“
An Land und auf dem Wasser war die Wasserwacht Erlangen für die Sicherheit von Paddlern und Besuchern zuständig. Dieses Team arbeitet schon seit vielen Jahren bei den Lofer-Wettkämpfen mit dem BKV zusammen. Viel zu tun gab es für die ausgebildeten Helfer nicht – vor allem waren sie bei einer Aufgabe gefordert: Holzsplitter aus Füßen und Händen zu entfernen … Und das, obwohl erst im letzten Jahr neue Bootsstege angeschafft worden waren.
Wer hätte gedacht, dass die Mitglieder der Wasserwacht auch kochen können? Die Helfer*innen des BKV ließen sich die gezauberte Gemüsepfanne (alles bissfest!) und perfekt gewürzten Hähnchenschenkel schmecken – als kleines Dankeschön des Bayerischen Kanu-Verbandes für ihren unermüdlichen Einsatz.
Der größte Lohn aber war der freundschaftliche Zusammenhalt in dem inzwischen eingeschworenen Team der BKV-„Assistenten“. Alle zwischen 18 und über 70 standen fest zueinander, packten ohne zu zögern an, wenn Not am Mann/an der Frau war. Egal, wer an welcher Stelle im Einsatz war – meistens nicht zum ersten Mal – es herrschte gute Laune, es wurden Späße gemacht und es wurde viel gelacht. Das ist es, was die große „Kanu-Familie“ ausmacht.
Fazit: Das Kanu- & Outdoor-Testival 2023 war wieder eine überaus gelungene Veranstaltung.
Redaktion
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